Hochwasser sind Teil des natürlichen Wasserkreislaufes. Nicht Menschenhand, sondern die Natur selbst verursacht dieses Phänomen. Die Ursache für Hochwasser ist (fast) immer dieselbe: Regen.
In Bayern fallen pro Jahr im Durchschnitt 940 mm Niederschlag. Auf die Gesamtfläche des Freistaates gehen somit 66 Milliarden Kubikmeter Wasser nieder. Im Vergleich: Der Bodensee verfügt über ein Volumen von 48 Milliarden Kubikmeter. Ein Teil dieses Regens verdunstet, versickert im Boden oder wird von Pflanzen aufgenommen. Große Mengen des Wassers fließen über unsere insgesamt 100.000 Kilometer langen Bäche und Flüsse letztendlich irgendwann ins Meer. Doch wie auf unseren Autobahnen kann es dabei zu Staus kommen – wenn es zu viel auf einmal regnet, entsteht Hochwasser.
Jedes Hochwasser ist anders...
… denn „das“ Hochwasser gibt es nicht. Genau genommen gibt es verschiedene Arten von Hochwasser. Je nachdem wie lange, wie stark und auf welcher Fläche der Niederschlag fällt wirkt sich Hochwasser ganz unterschiedlich aus.
Hochwasser am Gewässer
Insbesondere an großen Flüssen haben lang andauernde großflächige Regenfälle einen starken Einfluss auf das Hochwassergeschehen. Denn generell kann der Boden, ähnlich wie ein Schwamm, nur eine begrenzte Menge an Wasser aufnehmen. Ist diese Menge erreicht, kann das Regenwasser nicht mehr in den Boden einsickern, es fließt oberflächlich ab. Aus einem Einzugsgebiet gelangt dadurch mehr Wasser in einen Fluss, als das Flussbett aufnehmen kann. Bei Dauerregen steigen die Wasserstände an Flüssen langsamer an als bei Starkregen. Die Vorwarnzeiten sind dementsprechend länger.
Starkregen und Sturzfluten
Von Starkregen spricht man wenn innerhalb von Minuten oder wenigen Stunden sehr viel Niederschlag fällt. Im Extremfall werden 100 Liter Wasser pro Quadratmeter pro Stunde erreicht. Starkregen kann Überschwemmungen verursachen, auch in vermeintlich sicherer Entfernung zu Gewässern.
An kleineren Flüssen und Bächen kann Starkregen dazu führen, dass die Pegel innerhalb kürzester Zeit um ein Vielfaches ansteigen und die Gewässer sich in Sturzfluten verwandeln. Das Wasser bahnt sich dann entlang der Geländeform seinen Weg, fließt und sammelt sich in tiefer liegenden Bereichen. Für Häuser in Hanglage oder in Senken droht schnell eine akute Überschwemmungsgefahr. Selbst auf ebenen Straßen kann es durch einen Rückstau in der Kanalisation zu Überflutungen kommen. Die Wassermassen überlasten das öffentliche Kanalnetz, dadurch kann Abwasser in den Keller oder die unteren Stockwerke eindringen.
Starkregenereignisse können überall auftreten und sind meist lokal begrenzt. Deshalb sind sie schwer vorhersagbar. Auf große Flüsse wie die Donau wirken sie sich in der Regel nicht aus.
Hohe Grundwasserstände
Oft unterschätzt wird auch die Gefahr, die vom Grundwasser ausgeht. Bäche und Flüsse sind unterirdisch mit dem Grundwasser verbunden. Durch intensive Niederschläge oder ein Flusshochwasser steigt der Grundwasserspiegel an. Das geschieht meist zeitverzögert: Selbst, wenn ein Hochwasser bereits zurückgeht, kann noch Wasser aus dem Untergrund in Häuser eindringen. Auch Gebäude mit vermeintlich sicherem Abstand zu einem Gewässer sind davor nicht gefeit.
Hochwasserschutz – eine Zeitreise
Mit einer immer intensiveren Landnutzung für Siedlungen und Verkehrsflächen entlang der Gewässer hat sich auch das Potenzial an Hochwasserschäden erhöht. Dies stellt den Hochwasserschutz vor große Herausforderungen. Univ.-Prof. Markus Aufleger von der Universität Innsbruck gibt einen Überblick über den Einfluss des Menschen auf die Entwicklung von Flüssen und Hochwasser:
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Vor der Bebauung der Ufer durch den Menschen waren die Flussläufe weit verzweigt…
Aus diesem Grund baute der Mensch Mauern, um sich vor Hochwasser zu schützen.
Ab dem 19. Jahrhundert kam es zu einer systematischen Verbauung und Begradigung der Flussufer.
Durch die Begradigung der Flussläufe schnitten sich die Flüsse ins Gelände ein und es kam bei Hochwasser zu einem schnelleren und höheren Abfluss.
Um sich weiter vor Hochwasser zu schützen, wurden Deiche errichtet, welche für den Schutz vor einem 100-jährlichen Hochwasser (HQ100) ausgerichtet sind.
Durch das Errichten der Deiche wird der Abfluss weiter erhöht und beschleunigt…
Bei einem extremen Hochwasser sind Deiche nicht ausreichend und Siedlungen hinter den Deichen können überschwemmt werden. Die Unterlieger werden dann aber entlastet, da die Hochwasserwelle nach dem Deichbruch flacher und langsamer wird.
Durch stetig wachsende Siedlungen ist es schwierig noch mögliche Rückhalteflächen für den Hochwasserschutz zu finden. Dies stellt den Hochwasserschutz vor große Herausforderungen. Bildquelle: Markus Aufleger.