Stadt- und Landschaftsplanung - Vor dem Hochwasser
Nehmen Sie Rücksicht auf Überschwemmungsgebiete
Nicht in überschwemmungsgefährdeten Gebieten zu bauen, ist der wirksamste Schutz gegen Hochwasser. Das Wasserhaushaltsgesetz schreibt deshalb ein Bauverbot innerhalb dieser Gebiete vor.
Hochwassergefahren gehen meist von Fließgewässern aber auch von Starkregen und hohen Grundwasserständen aus. Im UmweltAtlas Bayern werden die amtlichen Überschwemmungsgebiete dargestellt und Hinweise zu wassersensiblen Bereichen sowie hohen Grundwasserständen gegeben. Im folgenden Kartendienst können Sie sich mit Hilfe der Standortauskunft darüber informieren, in welchen Gebieten mit sogenannten Wassergefahren gerechnet werden muss.
Aktivieren Sie hierzu die Standortauskunft (über das Standortsymbol neben der Suche). Geben Sie im Suchfeld eine Adresse ein oder wählen Sie in der Karte einen Ort aus und erstellen Sie die Auskunft als PDF-Datei.
Die in der Karte eingefärbten Flächen haben folgende Bedeutung:
- dunkelblau (HQhäufig): Flächen, die vergleichsweise häufig überschwemmt sein können, etwa einmal alle fünf bis 20 Jahre
- mittelblau (HQ100): Flächen, die statistisch gesehen einmal in 100 Jahren oder häufiger überschwemmt werden
- hellblau (HQextrem): Flächen, die statistisch gesehen deutlich seltener als ein HQ100 auftreten. Hierfür wird in der Regel der 1,5-fache Abfluss eines hundertjährlichen Hochwassers angesetzt. Dieses Szenario liefert auch Hinweise darauf, welche Gebiete beim Überschreiten des Schutzniveaus von bestehenden Hochwasserschutzanlagen überflutet sein können.
Passen Sie die Bauleitplanung den Zielen der Raumordnung an
Nicht in überschwemmungsgefährdeten Gebieten zu bauen, ist der wirksamste Schutz gegen Hochwasser. Das Wasserhaushaltsgesetz schreibt deshalb ein Bauverbot innerhalb dieser Gebiete vor.
Mit dem UmweltAtlas Bayern können sich Planer darüber informieren, ob Flächen in einem solchen Gebiet liegen oder nicht. Eine detaillierte Beschreibung der rechtlichen Rahmenbedingungen finden Sie in der Handlungsanleitung der ARGE BAU.
Setzen Sie sich für eine hochwasserangepasste Bauleitplanung ein
Berücksichtigen Sie bereits zu Beginn der Planung alle Belange des Hochwasserschutzes. Die Weichen für eine dem Hochwasserrisiko angepasste Nutzung können Sie frühzeitig stellen, indem Sie Abflusskorridore, Retentionsraum oder Versickerungsflächen freihalten. Ziel ist es auch, alle technischen Möglichkeiten zu nutzen, um die Einleitung von nicht verunreinigtem Regenwasser in die Kanalisation zu reduzieren. Gebiete die von einem seltenen Hochwasser betroffen sein können, sollten im Flächennutzungsplan gekennzeichnet werden. Das schafft Transparenz und ein Bewusstsein hinsichtlich der Hochwassergefahren bei allen beteiligten Akteuren. Nutzen Sie außerdem die Möglichkeit, in Bebauungsplänen Festsetzungen im Sinne des Hochwasserschutzes vorzuschlagen für:
- Flächen für Hochwasserschutzanlagen und Gewässerunterhaltung,
- von Bebauung freizuhaltende Flächen und deren Nutzung,
- die Höhenlage baulicher Anlagen (z. B. Fußbodenoberkante, Kellerschächte),
- eine hochwasserangepasste Nutzung und Bauweise,
- Flächen für die Ableitung, Rückhaltung und Versickerung von Niederschlagswasser und Oberflächenwasser,
- ein dezentrales System von Versickerungsmulden und Grünflächen.
Im Bebauungsplan können Sie beispielsweise Keller ausschließen oder deren Nutzungszwecke beschränken. Besonders kritische Infrastrukturen wie Kindergärten, Schulen, Seniorenhäuser oder Einrichtungen des Katastrophenschutzes sollten Sie zudem in der Planung aus überschwemmungsgefährdeten Bereichen fernhalten und bestehende besonders schützen. Auch wenn Restriktionen in der Bauleitplanung nicht beliebt sind – Hauseigentümer, Unternehmen und Bewohner werden Ihnen spätestens beim nächsten Hochwasser dankbar dafür sein.
Die Arbeitshilfe „Hochwasser- und Starkregenrisiken in der Bauleitplanung“ gibt viele nützliche Hinweise und ermöglicht mithilfe eines Fragebogens eine Risikoeinschätzung und eine Bewertung möglicher kommunaler Vorsorgemaßnahmen im geplanten Baugebiet.
Berücksichtigen Sie Gefahren durch Starkregen bei der Stadtplanung
Eine frühzeitige Berücksichtigung von Überflutungsgefahren durch lokale Starkregenereignisse bei der Entwicklung von Flächennutzungs- und Bebauungsplänen kann zu platzsparenden, kostengünstigen und effektiven Lösungen führen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Stadtentwässerung, Grünflächenplanung und Stadtplanung ist hier anzuraten. Welche Strukturen, Prozesse und Methoden dafür geeignet sind, verrät die Broschüre Kommunale Überflutungsvorsorge – Planer im Dialog.