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Johannes Sittinger - RETTUNGSTAUCHER und HOCHWASSERSCHÜTZER

"Wenn Sie aufgerufen werden, Ihr Haus zu räumen, gehen Sie sofort! Ich musste schon zu viele Menschen in Not bergen."

Externer Link zum YouTube-Kanal des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz

Johannes Sittinger ist im Hauptberuf Ingenieur. Als ehrenamtlicher Rettungstaucher, Einsatzleiter und Bootsführer bei der Wasserwacht Arnstorf hat er praktisch alles gesehen und erlebt, was ein Hochwasser anrichten kann – von unsagbarem menschlichem Leid bis zum großen Glück, ein Leben zu retten. Plakat zur Aktion Hochwasserschützer In Bayern wird viel getan für den Hochwasserschutz. Aber hundertprozentigen Schutz wird es nie geben. Wenn die Flut kommt, kann es für viele Menschen blitzschnell um Leben und Tod gehen. Dann kommt es auf Katastrophenschützer an wie die Bayerische Wasserwacht.

Als in Simbach das Wasser kam, schien bei uns noch die Sonne

„Zu meinen schlimmsten Erlebnissen gehört, wenn Menschen vom Hochwasser eingeschlossen sind und man nicht mehr zu ihnen durchkommt, weil die Fluten zu stark sind. Das bleibt im Kopf“, sagt Johannes Sittinger.

Warum nimmt man so etwas auf sich? Ehrenamtlich? „Es ist die Kameradschaft unter den Helfern. Dieser Zusammenhalt trägt mein Engagement. Und wenn ich dann auch noch Menschen in Not helfen kann, weiß ich, dass ich meine Freizeit sinnvoll verbringe.“

Seit 2005 ist Johannes Sittinger bei der Wasserwacht und seitdem folgte Ausbildung auf Weiterbildung. Heute gehört er zu den erfahrensten Katastrophenschützern in Bayern. Beim großen Hochwasser 2013 war er in Passau und Deggendorf im Einsatz, unter anderem als Zugtruppführer des Hochwasserrettungszugs Ostbayern. Und auch bei der fatalen Starkregenkatastrophe in Simbach gehörte Sittinger zu den ersten Rettern vor Ort.

Als es in Simbach losging wurden wir per Piepser zu Hause und an unseren Arbeitsplätzen alarmiert. Da gab es keine Vorwarnzeit. Wir sind notfallmäßig ausgerückt, da schien bei uns noch die Sonne. Vor Ort waren wir schockiert über die Wassermassen. Das war für uns unvorstellbar, dass ein ganzer Ort in so kurzer Zeit vom Wasser geschluckt wird. Die Notrufe kamen massenweise und wir mussten jedes Haus einzeln abfahren. Am schlimmsten war, dass ich als Einsatzleiter meine Boote nicht immer alle sehen konnte. Dann bleibt die Ungewissheit, ob alle Menschen gerettet werden können, das sind die härtesten Stunden.“

Die Menschen müssen die Warnungen sehr ernst nehmen

Ganz anders waren die Einsätze in Passau und Deggendorf. „Beim Flusshochwasser 2013 wussten wir deutlich vorher, dass es kommt. Da waren die Teams bereit, die Einsatzpläne standen und das Equipment war verstaut“, sagt Sittinger.

Damit ihm und seinen Kameraden die Arbeit erleichtert wird, ist es dringend notwendig, dass alle Menschen im betroffenen Gebiet die Katastrophenwarnungen ernst nehmen. „Wenn man aufgerufen ist, ein Gebiet zu räumen, sollte man das unbedingt sofort tun. Im Haus zu bleiben, kann im schlimmsten Fall das Leben kosten. Wenn es zu spät ist zur Flucht, muss man sofort in die höheren Stockwerke gehen und dort genügend Essen und Trinkwasser haben. Keiner sollte sich alleine in die Fluten begeben. Warten Sie, bis wir kommen.“

Die Bayerische Wasserwacht ist ein wichtiger Teil des Katastrophenschutzes im Hochwasserfall. Aber sie ist bei weitem nicht allein. „Alleine hätten wir keine Chance“, sagt Johannes Sittinger. „Wir sind angewiesen auf die gute Zusammenarbeit mit den zahlreichen Kollegen der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks. Wir brauchen uns! Jeder hat seine ganz speziellen Fähigkeiten. Im Katastrophenfall haben wir alle nur ein Ziel: Alle betroffenen Menschen lebend und unverletzt in Sicherheit zu bringen.“

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