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Andrea Gebhard - LANDSCHAFTSPLANERIN und HOCHWASSERSCHÜTZERIN

"Hochwasserschutz sollte Teil der Landschaftsplanung sein. Sonst kann es im Ernstfall teuer werden."

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Andrea Gebhard ist Stadt- und Landschaftsplanerin mit einem Büro in München und Vorsitzende der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung in Bayern. Zuvor war sie 15 Jahre Abteilungsleiterin bei der Landeshauptstadt und hat maßgeblich bei der Renaturierung der innerstädtischen Isar mitgewirkt. „Da haben wir uns die Frage gestellt: Wie können wir den Hochwasserschutz mit einer positiven Landschaftsentwicklung verbinden? Das Ergebnis war die Renaturierung der Isar“, sagt Gebhard. Plakat zur Aktion Hochwasserschützer Hochwasserschutz braucht viel Fläche. Denn wenn der Pegel steigt, muss sich das Wasser auch ausbreiten können. Wie können Gemeinden solche Rückhalteflächen möglichst harmonisch in ihre Gesamtentwicklung einbauen? Und welchen zusätzlichen Nutzen bieten diese Freiräume? Solche Fragen beantworten Landschaftsplaner. Ihre Konzepte sollen dabei helfen, dass möglichst viele verschiedene Interessen integriert werden.

Wir müssen unseren Gewässern wieder mehr Raum geben

„Bei der Neugestaltung des Isarverlaufs haben wir dem Fluss wieder wesentlich mehr Raum gegeben, der bei Hochwasser auch überschwemmt werden kann. Die Uferkante wurde zurückverlegt und eine Treppenanlage gebaut.“ Doch nicht nur an Flüssen können Stadt- und Landschaftsplaner mit wenig Aufwand viel zum Hochwasserschutz beitragen. Eine frühzeitige Planung von Notentlastungskorridoren in Geländemulden oder von Versickerungsflächen können die Schäden bei Starkregen reduzieren. Diese Gestaltungsmöglichkeiten bieten nicht nur ein attraktives Landschaftsbild, sondern auch innerstädtische Erholungsfläche für den Menschen.

„Jede Gemeinde ist gut beraten, einen Landschaftsplan zu entwickeln“, sagt Gebhard. „Landschaftsplanung ist eine Querschnittsaufgabe: Wir versuchen unterschiedliche Ansprüche an den Raum zusammenzubringen. Hochwasserschutz, Naturschutz und Naherholung lassen sich oft gut vereinen, wie das Beispiel der Isar zeigt.“

Auch für Simbach hat das Planungsbüro von Andrea Gebhard ein ganzheitliches Konzept für mehr Hochwasserschutz entwickelt. Nach der verheerenden Starkregen-Katastrophe von 2016 will die Gemeinde dem Bach jetzt mehr Raum geben. „In der Stadt soll eine neue grüne Mitte entstehen, wo die Menschen sich treffen und erholen können. Gleichzeitig wird das grüne Zentrum eine Rückhaltefläche für den Hochwasserschutz.“

Eine gute Planung beugt teuren Schäden vor

Nicht in allen Gemeinden trifft Andrea Gebhard auf so offene Ohren wie in Simbach. „Ich denke aber, dass eine professionelle Landschaftsentwicklung allen Kommunen guttut und auch zu einer Verbesserung des Hochwasserschutzes beiträgt. Dazu ist es wichtig, dass sich Anrainergemeinden eines Gewässers zusammensetzen und über ihre Grenzen hinweg gemeinsam planen“, sagt Gebhard.

Und die Kosten? „Die Planung ist am Ende das günstigste. Die größten Kosten entstehen, wenn gebaut wird. Und wenn es dann durch mangelnde Planung zu größeren Hochwasserschäden kommt oder gar zurückgebaut werden muss, dann wird es erst richtig teuer.“

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